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Marc Copland & Daniel Schläppiim Pappelgarten Reutlingen am 11. Dezember 2017Nach Auswahl eines Bildes bitte rechts oder links ins Foto klicken oder Taste → und ← zum Blättern.Hier Fotos vom Konzert 2015 in ReutlingenDaniel Schläppi, bass Geschmackvoll und lyrischEin intimes Rendezvous mit Marc Copland und Daniel Schläppi: Der US-Starpianist und der Schweizer Kontrabassist pflegten in Tobias Festls Pappelgarten an zwei Abenden hintereinander den feinfühligen Dialog zwischen zwei Top-Jazzern.Sein Name hat in der internationalen Musikszene einen ausgezeichneten Klang - genau wie die Musik, für die Marc Copland steht. "Alles, was er anfasst, klingt richtig", rühmte ihn einst ein New Yorker Jazzkritiker. "Er spielt geschmackvoll und lyrisch, er holt einen warmen Klang aus seinem Instrument, und nur wenige Pianisten erreichen seine Sensibilität als Begleiter". Für niemand sonst passt die Bezeichnung "kammermusikalischer Jazz" so gut wie für die Musik von Marc Copland und Daniel Schläppi. Sehr leise und lyrisch beginnt das Konzert und es wird gut zwei Stunden später ebenso enden. Der introvertierte Pianist startet mit einem schwebenden Intro, der Kontrabass von Daniel Schläppi fädelt sich ein, später schälen sich aus dem Duoklang einzelne Soli heraus. Die beiden Musiker, die sich vor etwa sieben Jahren in Coplands Heimatstadt New York kennenlernten, lupfen sich die Bälle auf der Grundlage von Jazzstandards und Balladen gegenseitig zu. Die langen Stücke beginnen meist mit wenigen Tönen und steigern sich zum Ende hin zu einem dynamischen Prozess. Es entsteht eine musikalische Kommunikation, bei der das aufeinander Hören und Zugehen an oberster Stelle steht. Überladung ist Marc Copland und Daniel Schläppi völlig fremd, es zählt allein das Zwiegespräch von Klavier und Kontrabass. Beeindruckend auch, dass Copland das Klavierspiel erst in den 70er-Jahren als Erwachsener gelernt hat, als er bereits ein erfolgreicher Profisaxofonist war. Ob sie nun von Charlie Parker, den Beatles oder Daniel Schläppi stammen, es sind durchweg Balladen, die an diesem Sonntagabend gespielt werden. Überwiegend gehen sie zurück auf das in New York eingespielte Album "More Essentials", das zweite der gemeinsamen Diskografie von Schläppi und Copland. Obwohl die entschlackten Jazzstandards eher unspektakulär wirken und auf das Wesentliche reduziert sind, fesselt der Gestaltungsreichtum der Musik. Die Stücke, die eine Prägung durch den musikalischen Impressionismus erkennen lassen, suchen nicht das Grelle, sie gehen in die Tiefe. Mit sanftem Sog ziehen sie den Zuhörer hinein in einem Prozess der gleichberechtigten Kommunikation. Diese Kommunikation beschränkt sich allerdings ausschließlich auf die Musik, in Worten wird sie kein einziges Mal an das Publikum weitergegeben. Marc Copland und Daniel Schläppi versinken ohne jegliche Titelansage oder Begrüßung in ihrer Musik und tauchen erst nach der ersten Zugabe wieder auf - dann zumindest mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Jürgen Spieß
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