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Lorenzo DeFinti Quartet"Love Unknown"
Gendrikson Mena Diaz - Trumpet Stefano Dall'Ora - Bass Marco Castiglioni - Drums/Percussion Jeder kennt die unzähligen herausragenden Jazzaufnahmen, die Musikgeschichte schrieben und die man so selten anhört, weil sie anstrengend sind. Und dann gibt es die genauso unzähligen Aufnahmen, die mehr oder weniger belanglos dahinplätschern und die sich gut als Hintergrundmusik eignen. Aber die sensible Mitte, diese Musik, die berührt und inspiriert, anspruchsvoll und voller Dynamik und dennoch eingängig und hörbar ist, die ist seltener zu finden. Aber ja, es gibt sie noch, die Romantiker unter den Jazzmusikern! Lorenzo De Finti, in der Südschweiz geboren, lebt mit seiner Familie in Mailand, so dass er gemeinhin als Italienischer Pianist gilt. Er begann mit dem Klavierspiel im Alter von fünf Jahren, trat mit elf zum ersten Mal öffentlich auf und ging nach dem Studium am Konservatorium Giuseppe Verdi in Mailand nach Boston ans Berklee College of Music. 1999 erschien das Album "Beyond the Desert", das ihm durch die sehr positiven Kritiken einen Ruf als herausragenden Pianisten und Bandmusiker sicherte. Nun wurde neun Jahre später das zweite Album seines Quartetts "Love Unknown" veröffentlicht, das diesen Ruf mehr als bestätigt. Ausgesprochen sensibel und abwechslungsreich besticht die Musik des Quartetts durch eindringliche ruhige Passagen, die durch den gestrichenen Bass des klassisch ausgebildeten Stefano Dall'Ora an Stellen der großen Romantiker rührt. Doch droht es nie ins Sentimentale abzurutschen, sondern steigert sich immer wieder zu beinahe Rock-ähnlichen Sequenzen, wird quirlig und dicht. Am Ende des ersten Stückes sieht man dann nach, ob der Plattenspieler defekt ist, so abrupt endet es mitten in einem Trompetenlauf. Überhaupt dieser Trompeter: Gendrickson Mena Diaz, in Havanna geboren prägt mit seinem virtuosen und dynamischen Spiel wesentlich die Atmosphäre dieses Albums. Ergänzt wird das Viererteam durch den Schlagzeuger Marco Castiglioni, der die technischen Möglichkeiten besitzt, diese Mischung aus Komplexität und Sensibilität mitzugehen. Man könnte vieles zu den einzelnen Stücken und zum gesamten Album sagen ohne dadurch dem Hörerlebnis wirklich gerecht zu werden. Deshalb soll hier als Resümee nur Appetit auf eine herausragende Platte gemacht werden, die es schafft, sich einzugraben ohne Ohrwürmer zu erzeugen, mit zarten Tönen Gänsehaut zu machen und hinter den einzelnen Stücken etwas im Hörer anklingen zu lassen, was Marcel Proust als die "reine Musik" beschreibt, jenseits von Melodien und Phrasen. Zum Abschluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass das Hörerlebnis bei dieser Aufnahme mehr als bei anderen Platten durch eine wirklich außergewöhnlich gute Aufnahmequalität besticht, was den Tontechnikern im Studio von Lugano geschuldet ist. Empfehlung: unbedingt hören Markus Minberg Lorenzo DeFinti Quartet, Love Unknown LIVE 27.3.2019 Tuebingen - Tuebinger Jazz Club im Club Voltaire 28.3.2019 Ansbach - Kammerspiele 29.3.2019 Köln - JazzrockTV - (video show case) 31.3.2019 Köln - Loft |