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Rabih Abou-Khalil Trioin der Stiftskirche Tübingen am Sonntag, 18. Juni 2017Nach Auswahl eines Bildes bitte rechts oder links ins Foto klicken oder Taste → und ← zum blättern.Luciano Biondini, acc Jarrod Cagwin, perc Jazz-Geschichten aus 1000 und 1 Nacht: Das Rabih-Abou-Khalil-Trio verzauberte das Publikum in der Tübinger Stiftskirche Der libanesische Musiker Rabih Abou-Khalil hat mit seiner Knickhals-Laute Oud den Worldjazz einem europäischen Publikum bekannt gemacht. Zusammen mit Luciano Biondini am Akkordeon und dem Perkussionisten Jarrod Cagwin traten sie auf Einladung von Jazz im Prinz Karl in der gut gefüllten Stiftskirche auf. Seine Oud ist ein Kunstwerk für sich, ein bauchiges Saiteninstrument mit einem geknickten, kurzen Hals und kostbaren Intarsien um das Schalloch. Gespielt wird es mit einem filigranen Federkiel, allerdings verstimmt sie sich leicht, denn Abou-Khalil muss sie öfters stimmen, was er mit einem launigen Kommentar vergessen lässt. Zusammen überwinden die Musiker mühelos musikalische Grenzen und schaffen etwas ganz eigenes. Mit einer arabisch anmutenden Weise, die den reißerischen Titel "When Frankie shot Laura" hat, eröffnet Abou-Khalil das Konzert solistisch, erst nach und nach kommen Luciano Biondini mit dem Akkordeon und der Perkussionist Jarrod Cagwin dazu. Überhaupt überrascht Cagwin mit seiner Spielkunst auf der orientalischen Rahmentrommel, das bereitstehende Schlagzeug benutzt er eher wenig, lieber entlockt er der Trommel mit dem Handballen treibende Rhythmen. Biondini hält sich mit dem Akkordeon eher zurück, füllt Lücken, gibt musikalische Kommentare ab, die man einem Akkordeon kaum zutraut. Doch im Mittelpunkt steht natürlich Rabih Abou-Khalil, der mit seinen launigen Ansagen an einen orientalischen Geschichtenerzähler aus 1000 und 1 Nacht erinnert. Eine Geschichte über finnische Fischstäbchen leitet das Lied "Crisp Crumb Coating" ein, die Abou-Khalil ganz ernsthaft erzählt. Als Zuhörer merkt man erst an der Absurdität und der versponnenen Fantasie der Stories, dass ihm der Schalk im Nacken sitzt. Trotz der positiven Lebensfreude, die aus vielen Stücken hervorlugt, überkommt Abou-Khalil auch die Melancholie und Wut über die politische Lage in seinem Heimatland, die er in dem Lied "Dreams of a Dying City" beschreibt. Diese Lied hat er während des Bürgerkriegs im Libanon geschrieben und sagte: "Ich hatte gehofft, dass ich es nicht mehr spielen muss. Aber alles wurde noch schlimmer." Untermalt wird das Konzert und die Geschichten von einer Lichtchoreographie, die die gotischen Spitzbögen hinter dem Altar der Stiftskirche der Musik folgend, mal in knalligen, dann in milden Farben illuminieren und so eine wunderbare Atmosphäre schafft. Natürlich entließ das faszinierte Tübinger Publikum das Trio nicht ohne ein Zugabe zu erklatschen und wurde prompt mit einer schaurigen Geschichte über Graf Drakula in die Nacht entlassen. Schaurig schön war's also! Helmut Hugo Burkhardt
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