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Sommer - Joos - Enders - Bebelaar

Jahreszeiten

im franz.K Reutlingen am 22. Juni 2017

Patrick Bebelaar   Patrick Bebelaar   Patrick Bebelaar
Günter 'Baby' Sommer   Günter 'Baby' Sommer   Günter 'Baby' Sommer
Johannes Enders   Johannes Enders   Johannes Enders, Herbert Joos
Herbert Joos   Herbert Joos   Johannes Enders, Herbert Joos
Patrick Bebelaar   Günter 'Baby' Sommer   Johannes Enders, Herbert Joos
Bebelaar, Enders, Joos, Sommer  

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Günter 'Baby' Sommer, drums
Herbert Joos, trumpet
Johannes Enders, saxophon
Patrick Bebelaar, piano

In der Hitze der Nacht
Rund 80 Besucher erleben im franz.K trotz tropischer Hitze ein fulminantes Konzert.

Nennen wir es ein Konzert mit Splittern größerer musikalischer Zusammenhänge oder - wie es Patrick Bebelaar ausdrückt - einen Abend "mit dem Etikett gemischte Sauna". Das gemeinsam vom Jazzclub "In der Mitte" und "franz.K" veranstaltete Konzert mit Günter 'Baby' Sommer, Herbert Joos, Johannes Enders und dem Kusterdinger Pianisten Patrick Bebelaar war einerseits geprägt von geradezu ausuferndem Musizieren, andererseits von den saunagleichen Temperaturen im großen franz.K-Saal.

Der Mann mit dem weißen Schnurrbart lauert am Drumset. Der Mund schnappt nach Luft, die Augen fixieren weit geöffnet die Mitspieler, der Kopf dreht sich tigerhaft nach vorne. Zum Sprung bereit hört Günter "Baby" Sommer verschlungenen Linien nach, stößt einen freudigen Schrei aus, wartet wie elektrisiert auf seinen nächsten Einsatz. Der 73-jährige Drummer aus Dresden und seine drei Mitstreiter Herbert Joos (Trompete, Flügelhorn), Johannes Enders (Saxofon) und Patrick Bebelaar (Piano) zelebrieren bei ihrem 90-minütigen Auftritt trotz unerträglicher Hitze eine hoch komplexe Darbietung, in der sich sperrige Jazzthemen, klassische Elemente und spontane Passagen abwechseln. 

Die vier Musiker erschließen den Hörern zwischen freier Improvisation aber auch durchaus schöne Melodien, vermischen Abgehobenes mit Verspieltem, Balladeskes mit Dynamik. Der handwerkliche, physische Charakter der Musik, das Atmen und das sorgfältige Gestalten sind stets zu spüren. Das Ergebnis ist zugespitzter Modernjazz, schräge Versatzstücke, Tongemälde in waghalsiger Freejazz-Manier und das alles in durchdachten Arrangements verpackt. Einige der Stücke spielt das Quartett zum ersten mal live, was ihnen jedoch nicht anzuhören ist. Es geht darum, im Chaos das Organisierte zu entdecken, aus den kantigen Klangsplittern des Pianos oder dem Knarzen eines überblasenen Flügelhorns eine Struktur herauszufiltern. Besonders gut gelingt das in den beiden Herbert-Joos-Stücken "Song for Thelonious" und "Love Song".  Was sich allein in dem zweiköpfigen Bläsersatz abspielt, zeugt von gewaltigen musikalischen Umtrieben, die in die Form effektvoller Arrangements gefasst werden. Ein beherrscht motorischer Kessel voll mit wohlgeordneten Gegenläufigkeiten und polyphonen Ansätzen. Obendrein wirkt das trotz aller avantgardistischer Widerborstigkeit völlig unangestrengt. Allein die Hitze macht zu schaffen, "die uns Musikern hier auf der Bühne derart zusetzt, dass wir auf eine Zugabe verzichten müssen", entschuldigt sich Bebelaar, als er nach dem letzten Stück nochmal auf die Bühne kommt.

Fußball-Länderspiel hin, Biergarten-Wetter her: All das kann die vier deutschen Jazz-Koryphäen nicht davon abhalten, ein eindrucksvolles, überschäumendes Jazzkonzert abzuliefern. Auch die fast 80 Besucher sind am Ende durchgeschwitzt, aber glücklich und belohnen diesen furiosen Auftritt mit teilweise stehendem Applaus.

Jürgen Spiess


Bebelaar - Kroll - Lenz im Sudhaus Tübingen am 9. April 2016 Patrick Bebelaar haben wir auch gehört im Trio mit
Bebelaar - Kroll - Lenz im Sudhaus Tübingen am 9. April 2016

Jazzportraits ausgesuchter MusikerInnen Weitere Fotos von
Günter "Baby" Sommer, Herbert Joos, Johannes Enders und Patrick Bebelaar

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